Berichte von unseren Reisen

Yanchep N.P., Lancelin, Grey

Tag 3

Heute sollte es nun richtig losgehen. Also beluden wir unser Fahrzeug und los ging die Fahrt. Zuerst brauchten wir noch einen Supermarkt, um uns mit Lebensmitteln und sonstigen Utensilien auszustatten. Im Zentrum von Perth hatten wir nur Tante-Emma-Läden gefunden, aber etwas außerhalb würde es doch wohl jede Menge „ordentliche“ Supermärkte geben. Ganz so leicht war es dann aber doch nicht. Das erste große Shoppingcenter verfügte nur über einen Möbel- und einen Elektronikmarkt. Erst als wir wirklich schon so gut wie aus Perth heraus zu sein schienen, gab es ein Einkaufszentrum, dass dann aber gleich über mehrere Lebensmittelmärkte verfügte. Also packten wir unseren Einkaufswagen so richtig voll. Der junge Mann an der Kasse schien erst ein wenig zu erschrecken, freute sich dann aber, dass wir Deutsche waren und er seine Deutschkenntnisse mal wieder anwenden konnte. Schließlich rief er uns noch den Packer, der tatsächlich alles wieder im Einkaufswagen verstaute, uns den Wagen über den Parkplatz schob, beim Einpacken half und nicht mal Trinkgeld dafür nehmen wollte.

Jetzt brauchten wir nur noch eine Tankstelle, um unseren zweiten Tank zu füllen. Unser Bushcamper verfügte nämlich über zwei Tanks á 90 Liter, von denen bei der Übergabe nur einer gefüllt war. Am liebsten wären wir an eine Esso-Tankstelle gefahren, da wir dort auf unseren Kassenbon vom Supermarkt 3 Cent/Liter Rabatt bekommen hätten. Schließlich begnügten wir uns mit der ersten besten Tankstelle, sonst hätten wir auf der Suche nach ESSO auch den anderen Tank leergefahren. Der Tankwart war auch recht gesprächig und interessiert an unserer geplanten Route. Ich lernte dabei, dass man Westaustralien nicht nur schriftlich mit WA abkürzt, sondern auch von „Doubbleyu EH“ spricht.

Nun ging es endlich richtig los.

Wir fuhren den Highway 60 in Richtung Norden. Nachdem wir dann Perth und seine Vororte verlassen hatten, wurde der Verkehr immer ruhiger. Nach  einer knappen Stunde erreichten wir schon unser erstes Ziel, den Yanchep National Park. Die junge Frau am Einlass freute sich, jemanden zum Plaudern zu haben, nach dem üblichen woher und wohin wunderte sie sich, wie unser Auto schon nach einem Tag so schmutzig sein konnte, es hatte doch gar nicht geregnet. Also erzählte ich ihr von meinem gestrigen Gelände-Training. Diese Idee fand sie interessant und beeindruckend. Schließlich empfahl sie uns noch im Visitor-Center einen Nationalpark-Pass für sämtliche westaustralischen Nationalparks zu kaufen. Die Eintrittspreise in den Parks sind zwar nicht besonders hoch, aber der Pass ist so preisgünstig, dass er sich schon ab dem vierten Nationalpark rechnet. Nun, wir wollten wesentlich mehr als nur vier Parks besuchen, deshalb erstanden wir besagten Pass.

Der Yanchep-Nationalpark selbst war offensichtlich erst vor kurzem von einem großen Buschfeuer heimgesucht worden. Deshalb waren einige Wege und Straßen unpassierbar.
Wir sahen uns das große Koala-Freigehege an, waren aber doch froh, dass wir in Perth im Zoo waren, denn die Koalas hier machten gerade ihren Vormittagsschlaf bzw. waren eher träge und nicht willig, vor der Kamera zu posieren. Dann entdeckte Tina, dass wir ebenfalls beobachtet wurden. Im Busch stand eine Känguru-Familie, die gebannt auf uns starrte.
Nach einer kleinen Rundfahrt durch den Park machten wir an einem der zahlreich vorhandenen Rastplätze unsere Mittagspause, bei der wir Gesellschaft von interessanten Vögeln erhielten. Kurzzeitig nieselte es etwas.
Auf einen Besuch der Höhlen im Park verzichteten wir aus Zeitgründen.

Nun ging es wieder auf den Highway in Richtung Norden. Die Straße war gut. Stellenweise gab es sogar Überholspuren. Leider spielte der einzige Roadtrain, dem wir begegneten, nicht ganz mit. Nachdem wir 20 km hinter ihm hergefahren waren und bis zur nächsten Überholmöglichkeit nur noch 1km auszuhalten hatten, bog er plötzlich auf eine unbefestigte Straße ab. Große Geschwindigkeitsvorteile erlangten wir dadurch nicht, aber es nervt einfach, so eine Riesenkiste vor sich  zu haben.
Nach einer weiteren Stunde erreichten wir in Lancelin das Ende des Highways und die Küste.

Hier machten wir eine kurze Pause und beobachteten einen Kitesurfer, der sich mit seinem Drachen im Wasser vergnügte. Uns war das Zuschauen Vergnügen genug, denn es war recht frisch und der Wind alles andere als angenehm.

Hier in Lancelin beginnt eine Allrad-Strecke, die entlang der Küste bis zum Nambung-National Park (den Pinnacles) führt. Auf dieser Strecke wollte ich nun meine frisch erworbenen Fähigkeiten im Geländefahren anwenden. Nachdem wir endlich den Einstieg in die Piste gefunden hatten, ging es erst einmal durch lockeren Sand – ein Element, das bei der Schulung nur in der Theorie vorkam – folgerichtig blieben wir auch bald stecken. Nun konnte ich mein neues Wissen anwenden und kam auch schnell wieder frei. Der Weg wurde etwas besser, sogar Beschilderung und eine Karte tauchten am Weg auf. Wir hatten ein militärisches Sperrgebiet zu umfahren und brauchten nur auf dem Weg zu bleiben, eigentlich nicht schwierig. Allerdings mussten wir feststellen, dass mehr als 15 bis 20 km in der Stunde nicht zu schaffen waren. Es würde knapp werden, wenn wir unser Ziel bis zum Abend noch erreichen wollten. Unterwegs begegnete uns eine französische Familie, die wie wir hoffte, noch auf dem rechten Weg zu sein. Später kam uns noch eine Militärpatrouille entgegen. Am Ende der Umgehungsstrecke für das Sperrgebiet gab es dann sogar eine Karte und Wegweiser, das Schlimmste sollte überstanden sein – dachten wir. Der Weg jedoch wurde immer schmaler, die Büsche kratzten links und rechts am Fahrzeug entlang, dass man sich am liebsten die Ohren zuhalten wollte. Die Hände brauchten wir allerdings, um uns bzw. das Lenkrad festzuhalten. Mehrfach musste Elke aussteigen und rückwärts vor dem Fahrzeug herlaufen und mir mit Gesten die richtige Richtung für die Vorderräder anzeigen. Wenn wir nämlich mit den Rädern in eine der tiefen, vom Regenwasser ausgespülten Rinnen gekommen wären, hätten wir im günstigsten Fall aufgesessen und wären nicht mehr vor und zurück gekommen. Wahrscheinlicher aber wären wir umgekippt, was in dieser Einsamkeit schon eine richtige Katastrophe gewesen wäre.
Auf Grund des extrem schmalen Weges war an Wenden auch nicht zu denken, denn das wir noch auf dem richtigen Weg waren, schien äußerst zweifelhaft. Unser einziger Trost war das Navigationsgerät, welches zwar diesen Weg nicht kannte, uns aber immerhin anzeigte, dass wir uns dem Ziel, wenn auch langsam, näherten.Auf einmal war der Weg zu Ende. Vor uns war eine Ausspülung von ungefähr einem Meter Tiefe. Unmöglich dort weiterzufahren. Ich sah uns schon 20 km mit 2-3 km/h im Rückwärtsgang zurücklegen. Als wir uns die Umgebung aber genauer ansahen, entdeckten wir, dass doch irgendwer vor uns schon hier entlanggefahren sein musste. Wenn wir ein Stück zurücksetzten, konnten wir das Loch durch die Büsche umfahren. Um etwaige Lackkratzer scherten wir uns ohnehin schon lange nicht mehr. Wir wollten nur aus dieser Öde entkommen und die Nacht auf einem schönen Campingplatz verbringen. Unsere Nerven waren so ziemlich am Ende, als wir endlich einen einigermaßen befahrbar erscheinenden Weg erreichten. Dieser Weg war aber so steinig und wellig, dass mehr als 5 km/h Wahnsinn gewesen wären. Auch bei dieser scheinbar minimalen Geschwindigkeit tanzten die Töpfe und das Geschirr in den Schränken herum und veranstalteten dabei einen Höllenlärm. Mit einsetzender Dämmerung begann es immer wieder in heftigen Schauern zu regnen. Außerdem wurden, wie uns angekündigt worden war, die Kängurus aktiv. Also mussten wir jetzt zusätzlich aufpassen, nicht mit diesen Tieren zusammenzustoßen. Zeit und Nerven uns an ihnen zu erfreuen, hatten wir beim besten Willen nicht mehr. Irgendwann tauchte ein Wegweiser auf: „Grey 8 km; Nambung National Park 30 km“. Damit war klar, das Tagesziel war nicht mehr zu erreichen. Aber wer oder was Grey auch war, bis dahin wollten wir noch kommen.

Das schafften wir auch. Der Ort entpuppte sich als zumindest in der späten Abenddämmerung äußerst gespenstisches, verlassenes Fischerdorf. Etwas außerhalb fanden wir dann einen etwas breiteren Sandplatz, auf dem wir stehen bleiben und die Nacht verbringen konnten. Wegen des inzwischen heftigen Dauerregens war kaum an Aussteigen zu denken. Also machten wir uns etwas Abendbrot und versuchten uns im Aufbau der Betten. Das gelang uns auch recht gut. Der Nachtschlaf war allerdings wegen des heftigen Unwetters, welches unser Fahrzeug fast pausenlos durchschüttelte, alles andere als erholsam.